Der Campingboom in Deutschland hält an. Deshalb haben Halter von Wohnmobilen und Wohnwagen beste Chancen, ihre Fahrzeuge privat vermietet zu bekommen, wenn sie sie selbst nicht nutzen. Immer mehr Sharing-Plattformen helfen bei der Vermittlung.
Ein Monat Tenting-Urlaub genießen, elf Monate den „Wohni“, additionally Wohnmobil oder Wohnwagen, anderen Reisenden anbieten. Das ist eine ziemlich geschäftstüchtige und auch nachhaltige Idee.
Erfahrungsgemäß steht das Domizil auf Rädern zwischen den Urlauben dann doch die meiste Zeit des Jahres nur nutzlos herum, in der Scheune, im Garten oder vor dem Haus. Ab und zu wird das Fahrzeug zwar mal gelüftet, gefegt, gecheckt, auch mal hin und her bewegt. Das battle’s dann auch oft bis zum nächsten Urlaub. Genutzt oder bewohnt wird es nicht, höchstens von ein paar Spinnen, die es sich drinnen gemütlich gemacht haben.
Diese Zwangspause für so ein vergleichsweise teures Gefährt ist eigentlich schade. Denn die Nachfrage nach Caravans und Wohnmobilen ist derzeit besonders groß. So ergab eine Umfrage des Allensbach-Instituts, dass die Zahl der Tenting-Followers in Deutschland allein in den letzten beiden Jahren um mehr als zwei Millionen Neueinsteiger auf 13,6 Millionen gestiegen ist.
Neuzulassungen in Deutschland stark gestiegen
Camping liegt zwar seit Jahren bereits im naturnahen Development, doch die Corona-Pandemie hat die Lust am Campen noch einmal deutlich gesteigert. Das zeigt ein Blick in die Anzahl der Neuzulassungen der Reisemobile. Im Jahr 2021 zählte der Caravaning-Industrie-Verband 81.420 neue Wohnmobile, was ein Plus von 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr und ein neues Rekordergebnis darstellt.
In den letzten vier Jahren haben sich die Neuzulassungen der Reisemobile in Deutschland damit mehr als verdoppelt. Insgesamt sind rund 1,6 Millionen Freizeitfahrzeuge, das heißt Wohnmobile und Wohnwagen, in Deutschland zugelassen.
Für die ersten sechs Monate 2022 verzeichnet die Caravaning-Branche mit 55.202 Neuzulassungen das zweitbeste Ergebnis ihrer Geschichte, trotz massiver Probleme in der Produktion und Auslieferung, die durch die mangelnde Verfügbarkeit von Materialien und Bauteilen entstanden sind. „Der Development hin zum individuellen, naturnahen Urlaub hat lange vor der Pandemie eingesetzt und wird auch in Zukunft das Reiseverhalten vieler Menschen beeinflussen“, sagt Daniel Onggowinarso, Geschäftsführer des Caravaning-Industrie-Verbandes.
Wo Urlauber das passende Wohnmobil finden
Camper haben additionally große Chancen, ihr Fahrzeug vermietet zu bekommen. Über Sharing-Plattformen können sie so die Haltungskosten oder gar die Anschaffung für ihren Camper refinanzieren.
Inzwischen gibt es immer mehr solcher Sharingdienste, die darin ebenfalls einen großen Markt sehen: Wie Yescapa.de, das gerade übrigens auch das deutsche Geschäft von Mitanbieter ShareaCamper übernommen hat, Paulcamper.de oder auch Indiecampers.de.
Die neue Camper-Sharing-Plattform Goboony.de verbindet Urlauber mit Wohnmobilbesitzern. Auf der von Airbnb inspirierten Plattform können Besitzer ihr Fahrzeug free of charge einstellen und Reisende wiederum das für sie passende Wohnmobil aus der Flotte aussuchen.
Die Verdienstmöglichkeiten für Vermieter liegen dabei zwischen 500 und 1500 Euro professional Woche – je nach Saison, Alter des Wohnmobils und Anzahl der Schlafplätze. Die Preise legt der Gastgeber selbst fest.
Tenting auf privaten Grundstücken
Noch einen Schritt weiter geht die neue Sharing-Plattform Campspace.com/de. Sie richtet sich an Privatpersonen, die zwar gern campen, aber nicht nur auf den oft beengten und regulierten Campingplätzen. Dort guckt man oft nur auf den Nachbarwohnwagen statt in die Natur.
Auf der Plattform können Privatpersonen nach dem Motto „Willkommen in meinem Garten“ ihr Stückchen Land am Wasser, ihre Baumhütte, Jurte oder die Weide neben dem Bauernhof für ein paar Nächte anbieten.
Das Interesse ist groß, denn Camper bleiben eher im eigenen Land. Tim Aster, Gründer und Geschäftsführer der Camper-Vermietung Hannes Camper, beobachtet trotz fehlender Corona-Auflagen einen anhaltenden Development zu Urlaub vor der Haustür. „Auch in diesem Jahr planen zirka zwei Drittel unserer Gäste ihren Tenting-Urlaub nicht im europäischen Ausland, sondern meistens sogar nur 300 Kilometer vom eigenen Wohnort entfernt“, stellt er fest.
Einen Grund sieht der Unternehmer auch ganz deutlich in den gestiegenen Sprit- und Energiepreisen: „Das sorgt ganz automatisch für ein Abwägen bei der Wahl des Reiseziels.“ Und das ist dann meistens auf der nächsten schönen Wiese.
Dieser Artikel wurde erstmals im Juni 2022 veröffentlicht.