Abschied von einer Pionierin: Christiane Wilk, zuletzt Leiterin des Fachgebietes Soziales bei der Stadt Plettenberg, geht in Pension.
Plettenberg – Mehr als 40 Berufsjahre liegen hinter ihr. Sie hat viel bewegt, sie hat viel initiiert, sie conflict Motor und Pionierin zugleich. Vielen Frauen hat sie den Weg geebnet mit „Erstmals“-Positionen: als erste Mutter in der Ausbildung, als erste Gleichstellungsbeauftragte – sogar damals gegen den Willen der Plettenberger Ratsfrauen – oder als erste Demografiebeauftragte. Ihre komplette berufliche Laufbahn stellte sie in den Dienst der Stadt Plettenberg und geht nun, als zuletzt erste weibliche Leiterin des Sozialamtes, in den Ruhestand: Christiane Wilk.
Sie weiß, wenn sie selbst die Jahrzehnte Revue passieren lässt, dass sich viel verändert hat: „Die Arbeitsdichte ist heute höher“. Hohe Fluktuation am Arbeitsmarkt machen auch vor den Verwaltungen nicht Halt, was eine persönliche Bindung, wie man sie von früher kannte, deutlich erschwere. „Früher conflict es gemütlicher“, bedauert Christiane Wilk durchaus.
Jetzt, im Sommer 2024, ist es Zeit, Abschied zu nehmen. Die Frau mit der Liebe zu bunten Farben und blauen Brillen hinterlässt in der Verwaltung, aber auch in der Stadt große Spuren. Ihr Büro im Zimmer 33 des Plettenberger Rathauses hat sie in der vergangenen Woche zum letzten Mal in offizieller Funktion betreten; für Weggefährten und Kollegen gab Christiane Wilk an der Ohler Straße einen Ausstand. Erst im Oktober beginnt ihre Nachfolgerin Sabrina C. Müller, die den Fachbereich III „Soziales, Jugend und Familie“ übernehmen wird.
Ursprünglich wollte Christiane Wilk, die an diesem Samstag, 29. Juni, ihren 63. Geburtstag feiert (Herzlichen Glückwunsch!), eigentlich etwas ganz anderes machen („mit Sprachen“) und schlug den Verwaltungsweg als Notlösung vor allem deshalb ein, weil sie zum Ende ihrer Schullaufbahn schwanger wurde und das duale Studium wenige Monate nach der Geburt ihres Sohnes Christoph beginnen konnte. Bereut hat sie ihre Entscheidung aber nie. Sohn Christoph erbte wie seine sieben Jahre jüngere Schwester Julia die Verwaltungsgene: Beide verantworten kommunale Sachgebiete in Plettenberg bzw. bei der Stadt Köln.
Für Christiane Wilk begann die Zeit im Rathaus nach der Ausbildung zunächst im Hauptamt (heute Interner Service). Hier verbrachte sie 24 Jahre ihrer Laufbahn – hat früher „jede Wahl mitgemacht“ und erinnert sich, wie damals noch alles per Hand auf Durchschreibeblöcken bearbeitet werden musste. Auch ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass eine IT im Rathaus aufgebaut wurde – zu ihren Anfangszeiten gab es gerade einmal ein Datensichtgerät in der Stadtkasse.
Gerne erinnert sich Christiane Wilk an prägende Zeiten im Hauptamt zurück – ob die Gründung der Städtepartnerschaften mit Bludenz und Schleusingen oder der Umzug des Rathauses an den heutigen Standort.
Prägende Projekte auf den Weg gebracht
Bereits im März 1996 wurde das Amt der Gleichstellungsbeauftragten geschaffen, das man damals sowohl in der Verwaltung als auch in der Politik für nicht zwingend erforderlich erachtete, das aber per Gesetz eingeführt werden musste. Gerade hier und später auch in der Place der Demografiebeauftragten hat Christiane Wilk prägende Projekte mit auf den Weg gebracht. Sei es die Einführung eines Ladies Day, der Aufbau der „Runde gegen häusliche Gewalt“, die Gründung der Seniorenvertretung oder – für sie zwei ganz besondere Herzensprojekte – die Einführung des Generationen- und Familientages sowie das interkommunale Gesundheits- und Pflegenetzwerk. „Ich fand es cool“, hat Christiane Wilk immer gerne in diesen Stabsstellen und damit an den Schnittstellen gearbeitet, in denen man sich vernetzte und den Schritt nach draußen – hinaus aus dem Rathaus, hin zu den Menschen, wagte.
Für die Menschen – wenn auch vielleicht in etwas anderer Kind – arbeitete Christiane Wilk auch in ihrer letzten Rathaus-Station. Seit 2016 ist sie Leiterin des Fachgebietes Soziales. Schon früher habe sie mit dem Sozialamt geliebäugelt, es conflict ihr aber in den Anfangsjahren verwehrt geblieben, weil Teilzeitkräfte „nicht in Publikumsämtern arbeiten durften“.
Die Arbeit im Sozialamt ist für sie ganz „besonders sinnstiftend, weil über 1000 Personen komplett oder teilweise von unseren Leistungen leben“. Sie wehrt sich gegen Pauschalkritik, Sozialleistungen seien zu hoch oder zu einfach zu erhalten und betont, dass fehlende Bemühungen von Leistungsempfängern „natürlich sanktioniert werden“. Stolz ist sie auf die Bewältigung des Ansturms der Ukraine-Flüchtlinge. Auch im Rückblick sagt Christiane Wilk: „Das würde ich immer wieder so machen“, und lobt das Engagement (z. B. durch die Busbrücke) für die Geflüchteten.
Nicht immer conflict und ist sie glücklich mit politischen Entscheidungen – vor allem jenen von ganz oben: „Die reden sich das oft schön“, hält Christiane Wilk den Spiegel vor.
Und damit sagt die Pionierin „Tschüß“ – doch auch in Zukunft wird sie sicher Spuren hinterlassen, vielleicht in einem Ehrenamt…