marktbericht
Abebbende US-Zinsängste haben den DAX angeschoben, der nun wieder die Marke von 16.000 Punkten anpeilt. Zusammen mit neuen China-Hoffnungen hellte sich damit die Stimmung an der Börse merklich auf.
Ein überraschend schwach ausgefallenes US-Verbrauchervertrauen im August hat am Nachmittag die Aktienmärkte angeschoben. Der vom privaten Institut Convention Board ermittelte Indexwert von 106,1 Punkten lag deutlich unter den Markterwartungen von 116,0 Punkten. “Die Verbraucher setzen sich erneut mit steigenden Preisen im Allgemeinen und für Lebensmittel und Benzin im Besonderen auseinander”, erläuterte die Chefökonomin beim Convention Board, Dana Peterson. Die schwächere Verbraucherstimmung schürte vor allem an der Wall Avenue Zinshoffnungen, von denen auch der DAX profitierte.
Der deutsche Leitindex schloss am Ende des Tages bei 15.930 Punkten um 0,88 Prozent höher und verzeichnete damit den zweiten Gewinntag in Folge. Bereits gestern war es nach einer schwachen Vorwoche schon rund ein Prozent auf 15.793 Zähler nach oben gegangen. Der MDAX, der Index der mittelgroßen Werte, legte ebenfalls um 1,38 Prozent auf 27.664 Punkte zu.
“Selbst im saisonal schwachen August mit wenig sommerlicher Kauflaune zeigt sich der Markt erstaunlich widerstandsfähig gegenüber aufkommenden Unsicherheitsfaktoren”, kommentiert Marktanalyst Jürgen Molnar vom Dealer RoboMarkets. Mit dem Überspringen der 15.750er Marke habe der DAX die Börsenampel zunächst wieder auf Grün gestellt.
Nach verhaltener Eröffnung waren die schwächeren Daten vom Convention Board an der Wall Avenue der Startschuss für den Dreh nach oben. Vor allem die zinssensitive Technologiebörse Nasdaq profitierte und legt aktuell rund 2,0 Prozent zu. Der Dow Jones-Index, der Leitindex der Standardwerte, gewinnt intestine 0,5 Prozent der marktbreite S&P-500 1,1 Prozent.
Im Fokus bleiben auch tendenziell constructive Nachrichten aus China, aber auch der Blick auf weitere Konjunkturdaten im Wochenverlauf. Von diesen erhoffen sich die Anleger nicht nur in New York Hinweise auf den weiteren Zinskurs der Notenbank Federal Reserve (Fed). Vor allem die Arbeitsmarktdaten am Freitag gelten dabei wie stets als wichtiger Taktgeber.
“Wenn die Zahl schwächer ausfällt als erwartet, könnte der Markt dies sogar begrüßen”, sagte Joe Saluzzi, ein Supervisor beim Dealer Themis Buying and selling im US-Bundesstaat New Jersey. “Dies würde nämlich darauf hindeuten, dass der Arbeitsmarkt ein wenig nachgibt und die Fed die Zinsen vielleicht nicht mehr so stark anheben wird.”
Die schwelende Wirtschaftskrise in China bleibt an den Weltbörsen derweil ebenfalls ein großes Thema, auch wenn sie derzeit ein wenig in den Hintergrund tritt. Die chinesische Regierung in Peking hatte gestern eine Kampagne angekündigt, um den schwächelnden Aktienmarkt anzukurbeln und das Vertrauen der Anleger in die angeschlagene Wirtschaft zu stärken. Bereits zuvor hatten die chinesischen Behörden Maßnahmen zur Förderung von bezahlbarem Wohnraum auf den Weg gebracht.
Der etwas gestiegene Optimismus ist auch den steigenden Preisen für das Industriemetall Kupfer abzulesen. So kletterte etwa der Preis des für die Bauwirtschaft wichtigen Metalls um 0,8 Prozent auf 8419 Greenback je Tonne. “Wir erwarten weiterhin, dass überraschend schwache Daten die Wahrscheinlichkeit für ein großes Konjunkturpaket in China erhöhen, was unserer Meinung nach bis zum Jahresende positiv für die Preise von Basismetallen sein wird”, konstatierten die Analysten der Nationwide Australia Financial institution.
Die Europäische Gemeinschaftswährung ist nach den US-Verbraucherdaten angesprungen und wird aktuell bei 1,0845 Greenback mehr als einen halben Cent höher gehandelt. Zuletzt hatte sie aber einen schweren Stand gegenüber dem Greenback. Denn vor allem der unklare Zinskurs der Fed, die weitere Zinserhöhungen nicht ausschließt, stützt derzeit den Dollar. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,0803 (Montag: 1,0808) Greenback fest.
Für mehr Spannung am Devisenmarkt dürften die in den kommenden Tagen anstehenden Daten zu den Verbraucherpreisen sorgen. So stehen am Mittwoch die August-Zahlen für Deutschland und am Donnerstag für den gesamten Währungsraum auf der Agenda. Der Markt sei immer noch unentschlossen, wie die EZB auf ihrer Sitzung in knapp drei Wochen entscheide, schreibt die Commerzbank in einem Kommentar. “Die Inflationszahlen, die ab morgen veröffentlicht werden, könnten entscheidend werden.”
In den USA sind die Hauspreise im Juni weniger stark gestiegen als erwartet. Im Vergleich zum Vormonat legten sie um 0,3 Prozent zu, wie die Federal Housing Finance Company (FHFA) am Dienstag in New York mitteilte. Volkswirte hatten im Schnitt mit einem Anstieg um 0,6 Prozent gerechnet. Im Mai waren die Preise noch um 0,7 Prozent gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Hauspreise im Juni um 3,1 Prozent.
Dank kräftiger Lohnzuwächse ist die Kaufkraft der deutschen Arbeitnehmer im zweiten Quartal erstmals seit zwei Jahren wieder gestiegen. Von April bis Juni wuchsen ihre Bruttomonatsverdienste einschließlich Sonderzahlungen mit 6,6 Prozent zum Vorjahreszeitraum so kräftig wie noch nie seit Beginn dieser Statistik im Jahr 2008. Die Verbraucherpreise erhöhten sich in diesem Zeitraum mit 6,5 Prozent etwas langsamer, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Daraus ergibt sich ein leichter Anstieg der Reallöhne von 0,1 Prozent.
Die Aussicht auf eine Rezession und die anhaltend hohe Inflation in Deutschland lasten dennoch auf der Stimmung der Verbraucher. Die Konsumforscher der GfK haben für September einen Rückgang ihres Stimmungsbarometers um 0,9 auf minus 25,5 Punkte ermittelt. “Die Chancen, dass sich die Konsumstimmung noch in diesem Jahr nachhaltig erholen kann, schwinden damit mehr und mehr”, so GfK-Experte Rolf Bürkl. “Anhaltend hohe Inflationsraten, vor allem für Lebensmittel und Energie, sorgen dafür, dass das Konsumklima derzeit nicht vorankommt.”
Die Ölpreise sind am Dienstag etwas gestiegen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Oktober kostete zuletzt 84,83 US-Greenback. Das waren 38 Cent mehr als am Tag zuvor. Der Preis für ein Barrel der amerikanischen Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg um 35 Cent auf 80,45 Greenback. Die Kursausschläge halten sich seit Wochenbeginn in Grenzen. Tendenzielle Unterstützung kommt von der relativ freundlichen Stimmung an den Finanzmärkten.
Im DAX legen die Aktien des Immobilienunternehmens Vonovia knapp 3,0 Prozent zu und gehörten damit zu den größten Gewinnern im Index. Die US-Investmentbank Goldman Sachs hat Vonovia auf ihrer “Conviction Purchase Listing” mit einem Kursziel von 36,30 Euro belassen.
Immo-Aktien haben einen langen Leidensweg hinter sich. Vor allem die gestiegenen Zinsen lasten auf der Bau- und Immobilienbranche, denn Finanzierungen werden für Kunden teurer, Buchwerte müssen so manches mal in der Bilanz abgeschrieben werden. Das Vonovia-Papier, einziger Immobilienwert im DAX, hat sein Anfang letzten Jahres mehr als die Hälfte seines Wertes eingebüßt. Auf niedrigerem Niveau kommen nun aber wieder erste Analystenempfehlungen.
Nach und nach steigende Fremdkapitalkosten zehrten am operativen Ergebnis (FFO) des Immobilienunternehmens, schrieb Metzler-Analyst Jochen Schmitt in einer am Dienstag vorliegenden Studie und erhöhte sein Kursziel für das Vonovia-Papier leicht von 20,40 auf 21 Euro. Auch wenn zuletzt Mietsteigerungen erzielt worden seien, geht der Experte davon aus, dass der FFO je Aktie (die zentrale Erfolgsgröße in der Immobilienwirtschaft) in den kommenden Jahren sinken dürfte. Damit steige auch der Druck auf die Dividende. Die Aktien seien günstig bewertet, für ein Funding sei aber mehr Klarheit erforderlich.
Die deutlichsten Ausschläge im Sektor verzeichnet aber die Aktie des Immobilienkonzern Grand Metropolis Properties, die ebenfalls im SDAX gelistet ist. Sie legte in der Spitze um bis zu acht Prozent zu, konnte die Gewinne aber nicht halten. Die Papiere profitieren von einer Hochstufung durch die Analysten von Goldman Sachs, die die Titel auf “Purchase” von zuvor “Impartial” setzten.
Aktien des angeschlagenen Immobilien-Investor Adler Group kamen nicht so intestine weg. Denn Adler hat im ersten Halbjahr den Wert seines Portfolios um rund eine Milliarde Euro abwerten müssen. Damit rutschte das Unternehmen tief in die roten Zahlen. Die vorgenommenen Abwertungen führten zu einer Bewertung des gesamten Portfolios von 7,4 auf 6,4 Milliarden Euro. Im ersten Halbjahr fiel damit ein Nettoverlust von rund einer Milliarde Euro an. Das vergangene Jahr hatte der Konzern erneut mit einem Milliarden-Verlust abgeschlossen. Wirtschaftsprüfer der KPMG hatten unter anderem für den Jahresabschluss 2021 das Testat verweigert.
Das TecDAX-Unternehmen hat im ersten Halbjahr wegen einer Cyberattacke eine Ergebnisbelastung bilanziert. So ging der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um intestine 22 Prozent auf 26,1 Millionen Euro zurück. Der Hackerangriff hat laut Evotec im zweiten Quartal für Kosten von 39,3 Millionen Euro gesorgt. Die für die Novartis-Tochter Sandoz erbrachten Leistungen sowie die Kooperation mit dem Pharmakonzern Bristol Myers Squibb hätten die geringe Kapazitätsauslastung jedoch teilweise kompensiert. Der Umsatz wuchs in den ersten sechs Monaten um 14 Prozent auf 383,8 Millionen Euro und damit etwas stärker als zuletzt avisiert.
Beim Autohersteller Toyota in Japan stehen alle Bänder still. Der Konzern habe wegen eines Fehlers in seinem Produktionssystem die Arbeit in allen 14 japanischen Montagewerken eingestellt, so ein Konzernsprecher. Der Fehler sei “wahrscheinlich nicht auf einen Cyberangriff zurückzuführen”. Das Ausmaß des Produktionsausfalls sei noch unklar. Die Störung habe dazu geführt, dass das Unternehmen keine Bauteile bestellen konnte. Der Autobauer ist ein Pionier der Simply-in-time-Lagerhaltung, die zwar die Kosten niedrig hält, aber auch bedeutet, dass ein Engpass in der Logistikkette die Produktion gefährden kann. Nach Berechnungen von Reuters machen die 14 Werke insgesamt rund ein Drittel der weltweiten Toyota-Produktion aus.
Der US-Mischkonzern 3M legt mit einer Milliardenzahlung den Streit um die Lieferung angeblich mangelhaften Gehörschutzes an das US-Militär bei. Der Hersteller von Klebebändern, Haftnotizen, Elektrowerkzeugen und medizinischen Produkten habe sich auf einen Vergleich in Höhe von sechs Milliarden Greenback geeinigt, teilte 3M heute vor Börsenstart mit und bestätigte damit einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Mit der Einigung will der Mischkonzern 260.000 Klagen aus dem Weg räumen.
Die im Leitindex Dow Jones enthaltene Aktie warfare bereits gestern angesprungen und liegt auch heute an der Nyse 2,2 Prozent im Plus. Analysten hatten mit höheren Belastungen bis zu zehn Milliarden Greenback gerechnet.